Begegnet sind wir uns nicht – Bilder der anderen Stadt.

Brasilien, Salvador, August 1996
… So sah ich viele Städte, viele Leben in einer Stadt, in einer Straße. Und obschon ich vorbereitet war, der Armut zu begegnen, waren es die Gegensätze in diesem Land, die unfassbar waren - bis heute sind: Ich habe Villen neben Baraccas gesehen, barfüßige Straßenkinder vor Einkaufszentren. Nur Bilddokumente nahm ich nach Hause mit, Fotos von Menschen in den Straßen, in Armut - fotografiert aus dem Auto, während der Fahrt, meist bei Sonnenuntergang. Begegnet bin ich den Menschen meiner Bilder nie.
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So wie die Moskitonetze vor unliebsamen Tieren schützen, schützen sich von der Armut nicht betroffene Menschen vor dem Elend anderer. Sie sehen einander und erkennen sich nicht, sie hören einander und verstehen sich nicht, sie wissen voneinander und berühren sich nicht. Das war Thema der Ausstellung: das Einander-Nicht-Begegnen(Können).
Die Ausstellung fand vom 7. - 30. März 1997 im Museo de Arte Moderna da Bahia statt. Über 20.000 Besucher/innen haben die Ausstellung gesehen. Ausgangspunkte der Installation waren Fotografien, Skizzen, Bilder und Tagebuchaufzeichnungen, die während meines Aufenthaltes in Brasilien im Jahr zuvor entstanden sind. In der Mitte des Raumes wurden fünf Moskitonetze als Metapher des Schutzes befestigt, an den Wänden wurden Fotografien (13cm x 18cm), rahmenlos und dicht aneinander gereiht als Abbild der realen Umwelt in eine Linie angebracht, und in der Mitte des Raumes wurden kleinformatige Malereien, Zeichen künstlerischer Auseinandersetzung mit Fremdheit, präsentiert. Der Raum war beschallt mit Stimmen von NachrichtensprecherInnen, die in hoher Geschwindigkeit vom Tonband abgespielt wurden, Hinweis darauf, dass wohl gehört jedoch nicht verstanden wird.Auf diese Weise symbolisierte die Installation Distanz und Unverständnis gegenüber Armut: Die Menschen von der Straße bleiben an den Rand gedrängt, die Nachrichten vom Weltgeschehen als störendes Hintergrundgeräusch. Die Malerei, die neben dem dokumentarischen Material gezeigt wurde, spiegelte die persönliche und künstlerische aber auch distanzierte Auseinandersetzung mit dieser Thematik wider: reine und kräftige Farben entsprechen der Vielfalt des Landes, dem Lachen der Kinder, dem Tanzen auf den Straßen, während Fremdheit und Nicht-Verstehen in der Abstraktheit der Bilder zum Tragen kam. Es ist eine andere Welt, es ist die Welt der Armut, in die wir als Europäer/innen keinen Zutritt finden. Besonders die brasilianischen Besucher/innen der Ausstellung fanden sich in den Farben und Formen der Bilder – es sind wesentliche Bestandteile ihrer Kultur. So entsprechen die Farben jenen des Karnevals, der in Salvador auch Aufruf gegen Rassismus, Analphabetismus und Diskriminierung ist. Desgleichen muss die Schutzfunktion eines Moskitonetzes in Brasilien nicht erklärt werden.
Ziel der Ausstellung war es, wertfrei die Alltäglichkeit von Armut darzustellen, ohne ihr wirklich begegnet zu sein, ohne sie wirklich verstanden zu haben. Der Versuch einer Annäherung endet hier. Vielleicht gelang der Besucher/in ein weiterer Schritt.