wennwärts
In welche Richtung deutet unser Denken in Momenten, in denen wir uns in «Wenn»-Sätzen verlieren? Sind wir, wenn wir verstrickt in Wünschen, im Glauben und in Hoffnungen sind, noch hier oder womöglich längstens schon an einem anderen Ort, einem anderen Zustand oder in einer anderen Zeit, wo Sehnsüchte gestillt, Hoffnungen erfüllt und der Glaube Wahrheit werden? In Folge: Welche transformative Kraft hat das «Wenn»? Ist es wie ein Feuer, das das Ge-genwärtige verschlingt und in ein anderes Sein wandelt, ist es ein Licht, das uns den Weg weist? Die Ausstellung «wennwärts» befasst sich mit Schaurichtungen und befragt Transformationsprozesse und Möglichkeitsformen. Die Künstlerinnen Karin Mairitsch, Katrin Odermatt und Daniella Tuzzi nehmen dabei unterschiedliche Positionen ein und kontextualisieren nicht zuletzt den Ausstellungsort: als Beheimatung und Sinnbild des Glaubens bietet eine Kirche sehr besondere «Wennwärts»-Konzepte, die auf mannigfache Weise in die Arbeiten eingeflossen sind.
Karin Mairitsch zeigt zum einen den zehnteiligen Zyklus mit dem leitgebenden Motiv «wir träumen uns wennwärts:». Die hochformatigen Zeichnungen auf dunklem Grund (40cm x 100cm, Ölkreide auf Stoff, Tapete oder Filz) zeigen Gesichter und Oberkörper aus Alltagssituationen in Kombination mit Textbausteinen, in denen das «träumerische Wenn» zum Tragen kommt, welches uns an andere Orte als jene, an denen wir uns gerade befinden, zu katapultieren vermag.
Zum anderen präsentiert sie Text-Bildkombinationen auf verschiedenen dunklen, in Mustern gewebten Stoffen (ebenfalls hochformatige Zeichnungen, 65cm x 100cm, Ölkreide auf Stoff), die sich mit möglichen Richtungen der Bedingung und des Glaubens, die im Wort «wenn» als Bedeutung geborgen sind, beschäftigen. Jene Arbeiten, in denen das «Bedingungs-Wenn» im Zentrum steht, weisen auf Situationen hin, in denen der Mensch Einschränkungen und Massgaben unterliegt, die jedoch in weitere, vielleicht bisher nicht bedachte und unbekannte Richtungen führen und dadurch aus dem scheinbar selbstverständlichen Alltag reissen. In jenen Werken, in denen das «Glaubens-Wenn» thematisiert wird, wird die Kraft eines Glaubenssatzes veranschaulicht, der manchmal Dinge erst möglich macht, die ohne Glauben daran vielleicht nicht realisiert hätten werden können.
Auffallend in beiden Zyklen ist die Gegenständlichkeit, Alltäglichkeit und Körperlichkeit der Darstellungen, die im Widerspruch zu den sprachlichen Möglichkeitsräumen und vagen Vermutungen der Wenn-Sätze stehen. Somit wird die These formuliert, dass dem Glauben, den Träumereien und Bedingungen im Wort «wenn» auch immer eine greifbare Realität gegenübersteht. Im Kontext der Kirche könnte diese These auch dahingehend interpretiert sein, dass dem wenig fassbaren Glauben stets ein sehr konkretes und erfahrbares Leben gegenübersteht, das die einen oder ande-ren Widersprüche aber auch Möglichkeiten mit sich bringt.
Im Rahmen der Vernissage haben die Künstlerinnen Daniella Tuzzi, Katrin Odermatt und Karin Mairitsch performative Worte vorgetragen.
- Ausstellung: 07. bis 16. September 2018, Alte Kirche Flüelen, Dorfstrasse 6, CH-6454 Flüelen (UR)
- Öffnungszeiten: Freitag, Samstag, Sonntag 14:00 bis 18:00 Uhr
- Vernissage: Donnerstag, 06. September 2018, 18:00 bis 21:00 Uhr
- Finissage: Sonntag, 16. September 2018, 14:00 bis 16:00 Uhr
- Rahmenprogramm: Konzert piano solo mit Ruth Rohse, 15. September, 19:00 Uhr