Selbstporträt im Lockdown

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  1. Selbstporträt im Lockdown
    Selbstporträt im Lockdown
    Video
    40.92×54.47cm
    Luzern, Schweiz

Fünf Schritte zum Kühlschrank. Der ist wie immer: zum Wochenende voll, gegen Wochenmitte leer. Ich bin allein. Es ist wie immer in meiner fortwährenden Isolation. Das Rauchen am Balkon, wie stets, rauchen immerzu rauchen am Balkon. Die Arbeit geht weiter. Das ist wie immer, und immer weiter.

In mir und ausserhalb von mir ist es still. Von einem Moment zur nächsten ist die Stille für alle da. Arbeit ist plötzlich nicht mehr für alle da. Arbeit wird zur Sondersituation, während das Stillständige normal wird. Es ist lähmend. Das mediale Bombardement auf allen Kanälen. Beängstigende Massenruhe verordnet. Held*innen werden gesucht, während diverse Regierungen Bürger*innenrechte ausser Kraft setzen. Demokratiepolitisch ist in manchen Ländern hoch an der Zeit, Fragen zu stellen. Den Held*innen wäre übrigens mehr geholfen, man würde die Sparpolitiken in diesen Bereichen beenden, mehr Lohn zahlen und bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Sie werden auch nachher Stützen sein und waren es vorher schon. Gut, Natur und Klima haben eine kleine Verschnaufpause. Der Sternenhimmel ist sichtbar. Kein Flugzeug, das ihn stört. Die Künste finden einen Weg, trotz allem und gerade deswegen, das ist ihr besonderes Talent.

Ich denke, ich sitze, ich arbeite, ich bin müde. Es hat nichts Leichtes, nichts Erholendes und nichts Zuversichtliches, wenn wir alle zum Gleichen verdammt sind: voneinander fern zu sein.